Wer auf Facebook, YouTube oder Instagram viele Follower und somit eine grosse Reichweite hat, ist ein Trendsetter, ein Meinungsmacher – ein Influencer eben. Sie werden Influencer genannt, weil sie einen weitreichenden Einfluss haben. Früher waren das bekannte und berühmte Persönlichkeiten wie zum Beispiel die Beatles, Madonna, Michael Jackson, Claudia Schiffer oder Kate Moss. Popstars, Models und Top-Fussballer gehören nach wie vor zur Gruppe der Influencer. Zu ihnen haben sich dank der Möglichkeiten der Social-Media- Kanäle mittlerweile viele «normale Menschen» gesellt.
Es gibt verschiedene Formen von Influencern. Der Key Influencer ist ein Experte auf einem bestimmten Gebiet. Er geniesst bei seinen Followern eine besonders gute Reputation. Social Influencer beeinflussen andere mit ihren Kommentaren und Meinungen. Aufgrund ihrer Empfehlung entscheiden sich ihre Fans für oder gegen den Kauf eines Produktes.
Dann gibt es noch die Peer Influencer. Das sind jene Personen, die eine Verbindung zu einem Unternehmen aufweisen und durch ihre Persönlichkeit oder ihr Wissen die Follower beeinflussen. Das können zum Beispiel Mitarbeiter oder Geschäftspartner eines Unternehmens sein. Aufgrund ihrer hohen Reichweite und Reputation sind besonders Key Influencer für Unter- nehmen interessant.
Ihnen vertrauen die Fans
Wie gross der Einfluss dieser Personen ist, zeigt das Beispiel Kylie Jenner: Postet das Model und It-Girl nämlich ein Foto, kann es sein, dass nur wenige Stunden später das T-Shirt, das sie auf dem Foto trägt, restlos ausverkauft ist. Ein Effekt, den immer mehr Unternehmen zu ihrem Vorteil nutzen. Sie bezahlen Influencer nämlich dafür, Fotos mit ihren Produkten zu posten – «Influencer Marketing» nennt sich diese Werbestrategie.
Die Follower vertrauen ihren Meinungsmachern, wodurch Markenbotschaften glaubwürdig und mithilfe der Reichweite an die relevante Zielgruppe vermittelt werden können. Günstiger ist es ebenfalls. Denn für das Erstellen einer Werbekampagne müssen Model, Fotograf, Make-up-Artist, Stylist, Grafiker sowie Druckunterlagen und Spesen bezahlt werden, während der Influencer meist das Produkt zugeschickt bekommt, nach den Vorgaben des Unternehmens oder nach eigenen Ideen selbst Inhalte kreiert und für das Produkt wirbt.
Ein unterschätztes Business
Ein paar Fotos machen und das grosse Geld kassieren – für viele ist das eine schöne Vorstellung. Kein Wunder, träumen viele vom Hauptberuf Influencer. Doch ganz so einfach ist es nicht. Wer erfolgreich sein will, muss viel Zeit investieren. Denn der Beruf des Influencers ist ein Fulltime-Job. Die meisten Meinungs-macher arbeiten selbstständig. Sie sind 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche auf der Suche nach perfekten Inhalten für ihre Kanäle. Wer nicht am Ball bleibt, ist schnell weg vom Display. Viele Prominente wie zum Beispiel Kim Kardashian oder Beyoncé haben daher eigene Angestellte, die sich um ihre Social- Media-Auftritte kümmern.
Um zahlende Unternehmen auf sich aufmerksam zu machen, braucht es eine entsprechend grosse Reichweite. Dafür muss man unter den Millionen Social-Media-Nutzern und anderen Influencern auffallen. Am besten punktet man mit Originalität und Authentizität. Nette Selfies mit Schmollmund reichen da schon lange nicht mehr aus.
Während die einen Meinungsmacher mit ihrem Fachwissen bei ihren Fans ankommen, begeistern andere mit tiefen Einblicken in ihr Leben. Allerdings entsprechen diese Einblicke selten der Wirklichkeit. In vielen Fällen werden die Inhalte auf den Social-Media-Kanälen inszeniert. Den Followern wird ein perfektes Leben vorgegaukelt. Das kommt nicht immer gut an. Ein unpassendes Foto kann ein riesigen «Shit-storm» (negative Kritik) lostreten und das Ende der Influencer-Karriere bedeuten.
Die Marketing-Branche ist im Umbruch
Wer denkt, dass die Influencer beziehungsweise das Influncer Marketing eine vorübergehende Erscheinung ist, irrt. Die Branche befindet sich im Aufschwung und derzeit findet ein starker Umschwung statt, denn die Meinungsmacher arbeiten immer professioneller. Mittlerweile gibt es sogar eigene Influencer-Agenturen, die angesagte Influencer vermitteln, ähnlich wie Modelagenturen.
Das bedeutet jedoch, dass von den YouTube- und Insta-Stars mehr verlangt wird. Immer öfter knüpfen Unternehmen Bedingungen an die Werbedeals. So müssen mehrere Fotos zu gewissen Zeiten, mit bestimmten Hashtags gepostet werden. Wird die vereinbarte Reichweite nicht erreicht, gibt es Abzüge beim Honorar. Solche Deals sind jedoch sowohl für das Unternehmen als auch für den Influencer ein zweischneidiges Schwert, denn die Follower reagieren auf Werbung sehr empfindlich. Wird es zu viel, verlieren sie das Vertrauen in ihren Meinungsmacher.
Der Trend geht daher weg vom kurzlebigen Influencer Marketing, hin zu langfristigen Influencer Relations. Unternehmen und Agenturen bauen mehr und mehr auf stärkere und nachhaltigere Kooperationen. Authentizität wird grossgeschrie-ben. Starke Charaktere werden für namhafte Marken werben, nicht nur innerhalb einer Kampagne. Andererseits werden Influencer wählerischer mit ihren Partnern werden, ganz nach der Devise «weniger ist mehr».
Auch die Arbeit der Meinungsmacher wird sich verändern. Der Influencer wird zum Content Creator. Bei den Unternehmen wird punkten, wer mit Qualität und Kreativität überzeugen kann. Denn gute Werbung bleibt im Kopf, auch im Influencer Marketing. Die Reichweite wird nebensächlich und so mancher bekannte Influencer mit einer grossen Zahl an Followern wird für potenzielle Partner uninteressant werden. In den kommenden Jahren wird sich da die Spreu vom Weizen trennen.
Der nächste «ligital»-Event des Vaduzer Medienhauses zum Thema «Erfolg im Netz» findet am 24. Mai statt. Dabei geht es unter anderem auch um das Phänomen Influencer.