Regelmässig erhalten Luxus-Hotels aus der Region Anfragen von Influencer oder Bloggern, welche gratis übernachten wollen. Teilweise werden die Dienste in Anspruch genommen, aber mit Adleraugen kontrolliert und durchleuchtet.
Sie bewerben Kosmetikprodukte, zeigen in ihren Videos die neusten Modetrends oder geben ihre persönlichen Bewertungen für Hotels ab, in denen sie gratis übernachten konnten. Um insbesondere die jüngere Zielgruppen zu erreichen, werden Influencer gerne in sozialen Medien aktiv, die eine hohe Reichweite erzielen. Dazu zählen bekannte Blogs genauso wie Instagram und Youtube. Die Influencer stellen auf ihren Blogs beispielsweise Modetrends vor. Dabei widmen sie sich gezeilt wie beiläufig der Kleidung bestimmter Hersteller ganz besonders. Auf Youtube lassen sich Produkte noch besser mehr oder weniger unauffällig in die Filme einbauen. Wobei auch das nichts wirklich neues ist. Diese Vorgehensweise wird schon seit vielen Jahrzehnten in Kino- und Fernsehfilmen angewandt. Die Influencer tragen zum Beispiel die Kleidung oder Accessoires der Auftraggeber. Die zu bewerbenden Produkte werden geschickt im Hintergrund platziert oder bei Aktivitäten genutzt.
95 Prozent der Anfragen werden abgelehnt
Dieser Trend zeichnet sich auch seit längerem in der Hotelbranche ab. Hubertus Real vom Park Hotel Sonnenhof in Vaduz erklärt, dass sie regelmässig Mails von Influencer und Bloggern erhalten: «Wir erhalten wöchentlich solche Anfragen, welche wir aber zu 95 Prozent ablehnen. Alle Anfragen werden gründlich geprüft und nach deren Einfluss auf den Markt beurteilt.» Man käme aber bekannten Magazinen, Zeitungen und Zeitschriften preislich entgegen. Deren Wichtigkeit würde im Internet recherchiert werden. «Wir würden sie aber nie kostenlos bei uns übernachten lassen oder im Restaurant bedienen. Aber es ist auch hier sehr wichtig mitzuspielen und die Werbemöglichkeit anzunehmen», erklärt Real. Auch das Grand Resort Bad Ragaz erhält regelmässig Anfragen von Bloggern und Influencern. «Wir arbeiten verstärkt mit diesen zusammen. Dies ist in der heutigen Zeit unabdingbar», meint Anna Kristina Bichsel, Medienverantwortliche des Luxus-Resorts. Jede Anfrage werde evaluiert und dann individuell entschieden, ob eine Zusammenarbeit entstehe und unter welchen Konditionen diese durchgeführt werde. «Hierbei spielt sicherlich eine grosse Rolle, ob der entsprechende Kanal mit der Marke ‹Grand Resort Bad Ragaz› stimmig ist, die Zielgruppe zu unserer passt und ob die Plattform ein hohes Level an Professionalität aufweist. Voraussetzung für eine Kooperation sind ausserdem die Qualität und Quantität an Followern und ob der Themenschwerpunkt mit unseren aktuellen Fokus-Themen übereinstimmt», erklärt Bichsel.
Einige Regeln müssen beachtet werden
Die Professionalisierung des Influencer-Marketings schreitet zügig voran. Marken und Agenturen müssen den Reifegrad des Instruments kennen, damit die Zusammenarbeit mit Influencern positiv verläuft und die Kampagnen erfolgreich werden. Björn Wenzel, Gründer und Geschäftsführer der deutschen Influencer-Marketing-Agentur Lucky Shareman, erklärt, dass mit der vermehrten Nachfrage auch die Preise im Influencer-Marketing steigen: «Die Vergütung der Influencer hat sich in den letzten Monaten sehr verändert. Das Prinzip ‹Lolli gegen Posting› ist längst Schnee von gestern und auch nicht wertschätzend den Protagonisten gegenüber.» Influencer liefern eine Media- und Kreativleistung in Form von Profil, Reichweite, aktiver Community und hochwertigem Content in den verschiedensten Formen. Das müsse auch entsprechend vergütet werden. Was eine Influencer-Marketing-Kampagne kostet, könne nie pauschal beantwortet werden und sei abhängig von Faktoren wie der Grösse des Influencers und den abgeforderten Leistungen.
Achtung vor Fake-Follower
Sindi Arifi ist Ex-Miss-Schweiz-Kandidatin und aus der Romandie. Vergangenes Jahr hatte sie rund 82000 Abonnenten auf Instagram. Schmuck, Kleidung, Make-Up und auch Hotels werden von ihr beworben. Gemäss einer Analyse von SRF Data waren von Sindi Arifis Followern zwischen 41 und 48 Prozent falsch, sprich: keine echten Menschen, oder zumindest keine, die Arifi aus Eigenantrieb folgen. Dies ist kein Einzelfall. SRF hat vergangenes Jahr die Follower von 115 Schweizer Influencern untersucht. Rund 20 Influencer davon hatten Fake Follower im Bereich von über 50 Prozent. Dies zeigte sich deutlich im Verhältnis zu den tatsächlichen Followern: Während sich klassische Influencer im Feld zwischen null und 20 Prozent bewegen, heben sich einzelne deutlich ab. Inzwischen gibt es verschiedene Agenturen, die eigene Analysen zur Follower-Qualität von Influencern durchführen.