Eine kostenlose Gesunheits-App liefert mittlerweile fast jeder Smartphone-Hersteller mit. Manche konzentrieren sich dabei nur auf die Fitness, andere haben die Gesundheit als Ganzes im Blick.
von Andreas Grote
Jeder zweite Smartphone-Besitzer nutzt Apps, die seine Gesundheit verbessern sollen. In den App-Stores gibt es Tausende davon. Warum nicht die Gesundheits-App verwenden, die der Hersteller des eigenen Smartphones sowieso mitliefert? Mediziner sprechen gut gemachten Apps durchaus einen gesundheitlichen Nutzen zu, denn der Nutzer beschäftigt sich intensiver mit seinem Körper und erkennt Schwächen im Lebensstil. Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck können dank der Apps ihre Messwerte besser protokollieren, ihre Therapie besser kontrollieren und haben die Daten immer dabei. Während es die Health-App von Apple nur für das iPhone gibt, lassen sich die Android-Apps auf jedem beliebigen Android-Smartphone installieren. Funktionell gehen die Hersteller dabei ihren eigenen Weg. Die meisten liefern zwar statistische Auswertungen der Messdaten, zur Motivation lassen sich z. B. Trainings- oder Gewichtsziele definieren. Doch während Google, LG und Sony eher den Anspruch haben, nur Workouts und einige Basisdaten für die eigene Fitness zu verwalten, gehen Apple, Samsung und Microsoft weit darüber hinaus. Sie speichern auch Körperdaten wie Blutdruck, Herzfrequenz oder Blutwerte, sodass der Nutzer einen umfänglichen Eindruck seiner Gesundheit bekommt. Alleine die Installation einer Gesundheits-App nutzt jedoch wenig. Zwar liefern Smartphones über ihre Bewegungssensoren Daten zur Aktivität des Nutzers, Samsungs Galaxy-Reihe erfasst auch Daten zur Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Stress-Level. Diese Daten sind aber lückenhaft, weil sie nur erfasst werden, solange das Smartphone am Körper getragen bzw. befragt wird. Ihr Potenzial als zentraler Speicher für die persönlichen gesundheitliche Daten spielen die Apps erst aus, wenn externe Geräte sie zuverlässig und automatisch mit Messungen füttern:
• Fitness-Armbänder und Smart-Watches ermitteln die Zahl der zurückgelegten Schritte und die verbrannten Kalorien, überwachen den Schlaf, immer mehr Modelle erfassen auch den Puls, die Sauerstoffsättigung oder messen denStress-Level
• WLAN-Waagen verfolgen den Gewichtsverlauf, teurere Modelle auch dieFettverteilung bis hin zum Zustand der Blutgefässe
• Messgeräte für Blutzucker und Blutdruck übermitteln Daten an das Smartphone
• Mobile EKG-Geräte messen kontinuierlich die Herzfrequenz und den Herzrhythmus
• Kompakte Pulsoximeter für den Finger erfassen Puls und Sauerstoffsättigung
Für Gesunde reichen die relativ zuverlässigen Werte von Fitness-Armbändern und Smart-Watches sehr wohl aus. Akkurate Vitalparameter wie Blutdruck, Blutzucker oder Herzfrequenz, wie sie chronisch Kranke benötigen, liefern aber nur geprüfte medizinische Geräte wie von Medisana, Beurer, Withings, Omron oder Philips. Messdaten aus Geräten etablierter Hersteller lassen sich zudem meist unkompliziert in die zentrale Gesundheits-App auf dem Smartphone importieren. Andere Daten wie zum Ernährungsverhalten, zum weiblichen Zyklus, Blutwerte aus dem Labor oder Dokumente wie Arztbriefe oder Röntgenaufnahmen müssen hingegen manuell in den Gesundheits-Apps erfasst werden. Respekt vor seinen ermittelten Gesundheitsdaten sollte der Nutzer jedoch in jedem Fall haben. Mediziner warnen davor, aufgrund der Messdaten Selbstdiagnosen zu stellen oder die Medikation ohne Rücksprache mit dem Arzt zu ändern. Auch muss der Nutzer dem Hersteller seines Smartphones und der externen Geräte vertrauen, dass sie seine persönlichen Daten gut schützen. Dazu kann auch der Nutzer selbst beitragen: Bei der Registrierung immer eine andere Mailadresse angeben, die im Namen keine Rückschlüsse auf die eigene Person zulässt. Das erschwert bei Missbrauch eine Verknüpfung der Messdaten mit anderen persönlichen Daten aus dem Internet.
Dieser Artikel erschien zuerst im Schweizer «Beobachter».
Microsoft Health
Für: Apple iPhone, Android-Smartphones, PC-Browser Akzeptiert folgende Daten aus externen Quellen: Aktivität, Blutzucker, Blutdruck, Cholesterin, Herzfrequenz, Laborwerte, Gewicht, Ernährung, Stress, Medikamente, Schlaf, Dokumente und Bilder
Stärke: erlaubt das Anlegen von Gesundheitsprofilen mehrerer Personen, akzeptiert viele Gesundheitswerte, speichert auch Dokumente und Bilder
Schwäche: Android-Apps sind nicht von Microsoft selbst, sondern von anderen Anbietern.
Google fit
Für: Android-Smartphones, Android Wear Watches, PC-Browser Akzeptiert folgende Daten aus externen Quellen: Aktivität, Schlafverhalten, Gewicht, Ernährung
Stärke: sieht cool und bunt aus, fokussiert sich auf Workouts und Fitness und ist daher schlank im Funktionsumfang, kennt sehr viele Workouts und Sportarten zum Aufzeichnen
Schwäche: kein übersichtlicher Startbildschirm, die Darstellung der Messdaten macht optisch eher einen unaufgeräumten Eindruck.
LG Health
Für: Android-Smartphones Akzeptiert folgende Daten aus externen Quellen: Aktivität, Gewicht
Stärke: übersichtlicher Start-Bildschirm, es lassen sich Tagesziele definieren (z. B. Wasser trinken, Laufen, Radfahren oder Seilspringen), an die die App per Alarm erinnert
Schwäche: konzentriert sich eigentlich nur auf Aktivität (die das Smartphone mit seinen eigenen Sensoren sammelt) und Gewicht (muss manuell eingegeben werden), keine Verbindung zu externen Geräten möglich.
Huawei Health
Für: Android-Smartphones Akzeptiert folgende Daten aus externen
Quellen: Aktivität, Gewicht, Körperfett, Herzfrequenz, Schlafverhalten
Stärke: Trainingseinheiten werden mit GPS-Unterstützung auf der Karte angezeigt, direkte Kopplung mit (wenigen) externen Geräten
Schwäche: erstmalige Einrichtung aufwendig, App will auf viele auf dem Smartphone gespeicherte Daten zugreifen, arbeitet nur mit wenigen externen Fitness-Armbändern, Pulsmessern und Waagen zusammen
Samsung Health
Für: Android-Smartphones Akzeptiert folgende Daten aus externen
Quellen: Aktivität, Ernährung, Gewicht, Blutzucker, Blutdruck, Schlafverhalten
Stärke: einfache Bedienung, Messdaten übersichtlich in Kacheln organisiert, GPS-geführtes Training mit Landkarte, versteht sich mit vielen externen Geräten, kennt über 90 Sportarten zum Aufzeichnen, einfache Nahrungsprotokollierung
Schwäche: läuft nicht auf allen älteren Android-Smartphones
Sony Lifelog
Für: Android-Smartphones Akzeptiert folgende Daten aus externen
Quellen: Schritte, Herzfrequenz
Stärke: grafisch sehr ansprechend, Aktivitäten werden, lustig animiert, in einer Zeitachse visualisert, Gesundheitsdaten werden übersichtlich dargestellt
Schwäche: ausser dem SmartBand von Sony (das Schritte und Herzfrequenz misst) lassen sich keine externen Geräte koppeln
Apple Health
Für: iPhone, iPad, iPod Touch Akzeptiert folgende Daten aus externen
Quellen: Aktivität, Laborwerte, Blutzucker, Sauerstoffsättigung, Gewicht, Körperfettanteil, Zyklus, Atemfrequenz, Blutdruck, Herzfrequenz, Körpertemperatur, Schlafdauer, Ernährung, Stress
Stärke: Aufgeräumter Desktop, einfach zu bedienen, ausführliches Körperdaten-Protokoll, arbeitet mit vielen externen Geräten, App-Weiterentwicklung mit Medizinern
Schwäche: Ersteinrichtung braucht etwas Zeit, läuft nicht als App auf der Apple Watch