Interview: Nathalie Bagnoud
«Wieso Unternehmen auf Influencer Marketing setzen» – über dieses Thema referiert Philipp Martin, CEO von Reachbird, an der «ligital» in Vaduz.
Reachbird ist eine Softwarelösung für Agenturen und Unternehmen, die eine besondere Form von Online-Marketing nutzen, indem sie Brands mit Influencern zusammenbringen. Wie ist die Geschäftsidee entstanden?
Philipp Martin: Die Geschäftsidee entstand während unseres Studiums an der Universtität Liechtenstein. Durch einen ersten Businessplan und dadurch, dass wir uns als Gründer an der Uni kennengelernt haben, war der Grundstein gelegt. Dank der Hilfe von erfahrenen Unternehmern aus Liechtenstein und Vorarlberg konnten wir unser Modell dann auch ausserhalb der Universität weiter auf- und ausbauen.
Wie gestaltet sich das Reachbird-Team heute?
Reachbird beschäftigt in Liechtenstein und München aktuell 18 motivierte Mitarbeiter, welche sich aus IT- und Marketing-Spezialisten zusammensetzen. Hinzu kommen Datenexperten.
Wer sind Ihre Influencer?
Generell konzentrieren wir uns auf Influencer in der digitalen Welt – YouTuber, Instagrammer oder Blogger, welche weltweit, aber auch regional aktiv sind. Unser Fokus liegt aktuell auf der D-A-CH-Region und Europa.
Wie wird eine Influencer-Kampagne erfolgreich? Welche Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle?
Eine Kampagne wird dann erfolgreich, wenn Unternehmen eine klare Strategie und Zielsetzung haben. Unternehmen müssen eine langfristige Strategie erarbeiten, um die richtigen Ziele mit den richtigen Kampagnenmodellen zu erreichen. Die meisten Kunden konzentrieren sich auf Kampagnen mit den Zielsetzungen Markenaufmerksamkeit, Verkaufsförderung oder auch Content Creation. Dementsprechend unterscheiden sich auch die Erfolgsfaktoren. Es ist wichtig zu wissen, dass Influencer Marketing zwar ein wichtiges Mittel im Marketing Mix ist – besonders um junge Zielgruppen zu erreichen. Dennoch ist es kein Allzweckmittel, um alle Zielsetzungen gleichzeitig zu erreichen. Umso wichtiger ist eine klare Strategie.
Was kostet eine Kampagne im Durchschnitt?
Hier gibt es keine generellen Durchschnittswerte – eine Kampagne kann von wenigen Hundert Franken bis hin zu sechsstelligen Beträgen pro Kampagne gehen, je nach Grösse und Budget des Kunden.
Wie wird die Zielgruppe der Kampagne genau definiert? Welche Schritte oder Analysen werden vollzogen?
Über unsere Plattform haben Unternehmen die Möglichkeit, das Profil eines Influencers genau zu analyiseren. Hierbei ist wichtig zu erkennen, ob der Inlfuencer selbst die Werte und die Zielsetzungen des Unternehmens widerspiegeln kann und auch inhaltlich zur Marke passt. Auch muss überprüft werden, wie vertrauensvoll der Influencer letztendlich ist – beispielsweise sollte man analysieren, ob die jeweiligen Follower auf einem Social-Media-Kanal auch organisch akquiriert wurden. Zudem ist die Analyse der Gefolgschaft wichtig. Hierzu zählen die Angaben zur Herkunft und zum durchschnittlichen Alter der Follower, ebenso wie das Geschlecht und die Interessen. Zusammengefasst muss also eine Analyse der Influencer selbst sowie der demografischen Werte der Follower genau analysiert werden, um möglichst erfolgreich agieren zu können.
Wann ist eine Kampagne erfolgreich? Wie wird der Erfolg gemessen?
Eine Kampagne ist dann erfolgreich, wenn die Ziele des Kunden erreicht wurden – diese sind wiederum sehr individuell.
Was sind die grössten Fehler, die im Bereich Influencer Marketing gemacht werden können?
Die grössten Fehler sind, ohne Planung und Analyse einfach mal was mit Influencern zu machen. Wie bei jedem anderen Marketing-Kanal auch, ist es wichtig, eine klare Strategie zu verfolgen und das Know-how im Markt zu nutzen, um Fehler zu vermeiden und Ziele möglichst realistisch zu definieren.
Wie gestaltet sich Ihr persönlicher Alltag? Was sind Ihre konkreten Aufgaben bei Reachbird?
Mich interessiert besonders der Kontakt zu Kunden. Ich bin deshalb sehr gerne im direkten Austausch mit unseren Kunden sowie potenziellen Partnern. Dies nimmt auch den Grossteil meines Alltages ein. Zudem haben wir mittlerweile ein tolles Team, welchem der Rücken freigehalten werden muss, damit jeder seiner Aufgabe nachkommen kann.
Wie ist es zum Firmennamen gekommen?
Wir wollten einen Namen, welcher etwas mit dem Metier zu tun hat – daher haben wir uns für das Wort «Reach» für «Reichweite» entschieden und den Vogel als dazugehöriges Masskottchen genommen.
Wie digital ist Ihr Alltag? Auf welchen Seiten bzw. in welchen sozialen Medien halten Sie sich täglich auf?
Mein Alltag ist sehr digital. Unsere internen Unternehmensprozesse sind so weit wie möglich digital abgebildet und auch in der Kommunikation mit unseren Kunden setzen wir auf digitale Kanäle. Privat bin ich auf LinkedIn, Xing, Facebook, Instagram und auch als passiver Nutzer auf Musical.ly unterwegs – letztere Plattform ist übrigens auch fürs Influencer Marketing sehr relevant.
Unterscheidet sich Ihr digitaler Alltag zu anderen Nutzern?
Mein Alltag unterscheidet sich dahingehend, dass ich nicht nur privat, sondern auch beruflich besonders im digitalen Umfeld unterwegs bin – ansonsten gibt es nichts Besonderes. Neue Tools und digitale Produkte sind allerdings immer wieder auf meinem Schirm und wir testen spannende Produkte gerne direkt aus.
Es wird auch eine Influencerin aus Liechtenstein an der Digitalkonferenz «ligital» in Vaduz sein, nämlich Cheyenne Nescher. Kennen Sie sie? Wie würden Sie Ihre Arbeit als Influencerin einstufen?
Ich kenne Cheyenne. Eine Bewertung passiert automatisch tagtäglich über Tausende von Followern, die ihr Profil wohl gut finden, ihr dementsprechend folgen, aktiv mit ihr im Austausch sind und dementsprechend sehr zufrieden mit ihren Inhalten sind. Das ist das Wichtigste für einen Social Influencer.
Sie referieren am 24. Mai zum Thema «Digitalisierung in der Kommunikation – wieso Unternehmen auf Influencer Marketing setzen». Welche Punkte sind Ihnen besonders wichtig?
Ich möchte den Zuhörern ein Grundverständnis für das Thema geben und auch aufzeigen, wie dieser Trend die Kommunikation verändern wird. Gleichzeitig möchte ich auch erklären, wie der Nutzer digitaler Medien tickt, weshalb er Influencern vertraut und dementsprechend, weshalb Unternehmen mit Influencern arbeiten sollten. Zudem möchte ich aufzeigen, dass der Begriff Influencer weiter geht, als meist vermutet wird, und Unternehmen auch in den eigenen Reihen nach Markenbotschaftern Ausschau halten sollten.
Zur Person
Philipp Martin ist in der Bodenseeregion aufgewachsen. Nach seinem Bachelorstudium im Bereich Banken und Finanzen und nach einer Tätigkeit bei einer Bank absolvierte er das MSc-Studium in Entrepreneurship an der Universität Liechtenstein. Während des Studiums gründete er gemeinsam mit drei weiteren Studenten die Influencer-Marketing- Plattform Reachbird. Privat begeistert sich Philipp für Sport – vor allem Marathon und Langstreckenläufe – sowie für Digitalisierung und soziale Medien.
Philipp Martin referiert an der Digitalkonferenz «ligital» im Technopark in Vaduz am 24. Mai zum Thema «Digitalisierung in der Kommunikation – wieso Unternehmen auf Influencer Marketing setzen» Weitere Infos unter www.ligital.li/event